Studien, Analysen

Aktuelle OMMAX-Studie: Deutsche Familienunternehmen vernachlässigen Digitalkompetenz in Aufsichtsgremien

  • 83 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder deutscher Familienunternehmen besitzt keine Digitalkompetenz – nur ein Prozentpunkt Verbesserung zu 2020
  • Vergleich UK: Bereits 27 Prozent mit Digitalkompetenz in Aufsichtsräten
  • Digital Expert Boards können die Lücke schließen und interne und externe digitale Talente zusammenzubringen, um Lösungen zu erarbeiten
  • Prof. Dr. Marc-Michael Bergfeld, weltweit erster Professor für Family Global Offices, sieht Chancen für die digitale Transformation in der nächsten Generation der Eigentümer 

Die letzten beiden Krisenjahre und die angespannte wirtschaftliche Situation erhöhen den Druck auf Unternehmen, sich digital neu aufzustellen. Dazu ist es notwendig, tradierte Strukturen in Familienunternehmen zu verändern und digitale Experten in die Aufsichtsräte zu holen. Beiräte müssen sich aktiver mit dem Thema der digitalen Transformation befassen, um Unternehmen besser zu lenken und die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells und die langfristige Wertschöpfung sicherzustellen. Möglich ist das nur mit der entsprechenden Digitalkompetenz. Aber auch 2022 verfügen 83 Prozent der aktuellen Aufsichtsratmitglieder nicht über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die OMMAX, Europas führende Digitalberatung mit Fokus auf Investmentfirmen, mittelständische Unternehmen und Konzerne, im August 2022 umgesetzt hat. Dabei wurden 919 Profile deutscher Aufsichtsräte der 150 umsatzstärksten Familienunternehmen analysiert und auf Digitalkompetenz, Transformationserfahrung in ähnlichen Unternehmen oder dem Wechsel aus einem führenden Technologieunternehmen untersucht.

Veränderung erfolgt zu langsam

Die Aufsichtsräte der für die Studie untersuchten Unternehmen sind mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren keine Digital Natives. Das spiegelt sich auch in ihrer digitalen Präsenz wider, denn ganze 37 Prozent der Aufsichtsratmitglieder besitzen überhaupt keine. Ohne auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing aktiv zu sein, fehlt vielen der Einblick in die digitale Welt und der Austausch zu aktuellen Themen und Trends. Damit wird die langfristige Überlebensfähigkeit der Unternehmen riskiert und Beiräte werden ihrer Aufgabe und Verantwortung nicht gerecht.

Eine Veränderung erfolgt daher vor allem durch die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder. Seit 2020 sind 13,5 Prozent neue Mitglieder in die Aufsichtsgremien der analysierten Familienunternehmen gewählt worden. Jedoch bringen von ihnen nur 24 Prozent Digitalkompetenz oder Transformationserfahrung in ähnlichen Unternehmen mit oder haben zuvor Erfahrungen in einem führenden Technologieunternehmen gesammelt. Die Anzahl der Mitglieder, die über die nötige Expertise verfügen, liegt dadurch 2022 insgesamt bei 17 Prozent – gerade mal ein Prozentpunkt mehr als im Jahr 2020.

„Die Ergebnisse sind dramatisch“, sagt Dr. Stefan Sambol, Partner und Co-Founder bei OMMAX. „Der Wechsel, den wir in den letzten zwei Jahren feststellen konnten, erfolgt noch viel zu langsam. Eigentümerfamilien müssen endlich aufwachen und handeln. Sonst droht dem Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft in den nächsten drei Jahren ein Desaster. Ein Grund dafür liegt darin, dass Aufsichtsratsmitglieder häufig weniger nach ihren Kompetenzen ausgewählt werden als danach, wie nahe sie einem Unternehmen oder den Eigentümern stehen. Damit riskieren sie, Wettbewerbsvorteile zu verlieren.“

Das Vereinigte Königreich ist eine Nasenlänge voraus

In britischen Familienunternehmen sieht das Bild schon besser aus. Hier besitzen hingegen nur 73 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder keine Digitalkompetenz. Ganze zehn Prozentpunkte mehr als in Deutschland verfügen also über welche. Das ergab eine Vergleichsstudie von OMMAX, bei der 380 Profile der 55 größten Familienunternehmen untersucht wurden. Doch auch hier geschieht der Wandel eher gemächlich. Weitaus besser als die hiesigen Vertreter schneiden die Briten bei ihrer Präsenz in sozialen Netzwerken ab. Hier sind nur 17 Prozent nicht aufzufinden. Bei einem Thema unterscheiden sich  die britischen aber nicht von den deutschen Unternehmen: Bei den Vorreitern der Digitalisierung treibt meist die junge Eigentümergeneration den Wandel voran.

Vorreiter punkten mit fortgeschrittenem Generationenwechsel

Die Veränderung schreitet jedoch nicht in allen Familienunternehmen so langsam voran. OMMAX hat die Top Ten der Unternehmen zusammengestellt, welche über die größte Digitalkompetenz verfügen. In das Ranking geschafft haben es OTTO, Haniel, Bertelsmann, Vorwerk, Axel Springer, Giesecke & Devrient, VOITH, SCHWARZ, Bechtle und BMW. Hier haben im Durchschnitt vier Mitglieder in den Aufsichtsgremien umfangreiche Digitalkompetenz. Somit liegt der Anteil der Mitglieder mit digitaler Expertise überdurchschnittlich bei mehr als 20 Prozent. Zudem wird in diesen Unternehmen die nächste Generation der Eigentümer stark eingebunden und viele der Aufsichtsratsmitglieder besitzen Erfahrung als Unternehmer.

Der weltweit erste Professor für Global Family Offices, Prof. Dr. Marc-Michael Bergfeld, sieht die Chancen im Generationenwechsel. „Eigentümer müssen jetzt  die nächste Generation mit in die Pflicht nehmen, um die Wissenslücken zwischen den Generationen zu schließen“, so Bergfeld. „Diese Generation muss das Thema treiben, sonst riskieren sie die Überlebensfähigkeit der Geschäftsmodelle.“

Externe Expertise ermöglicht digitale Initiativen im Portfolio

Gute Beispiele, wie Familienunternehmen die Digitalisierung angehen, finden sich im Private Equity Bereich. Unternehmen wie KKR oder Advent International haben Personen von Google, Amazon oder Microsoft mit mehr als fünf Jahren Erfahrung auf der Eigentümerseite engagiert. In sogenannten Digital Value Creation Teams treiben sie digitale Initiativen im Portfolio mit externen Partnern voran, um den Wert der Firmen nachhaltig zu steigern. Eigentümerfamilien können sich daran ein Beispiel nehmen und sollten ihr Family Office neu strukturieren und ebenfalls externe Digitalkompetenz dazu holen, um Fonds im Bereich Digitalisierung zu professionalisieren und die Portfoliofirmen besser zu steuern.

Bei Familienunternehmen werden oft „Digital Expert Board“ Meetings aufgesetzt, um diesen Ansatz zu verfolgen. In monatlichen Expertentreffen stellen die Mitglieder sicher, dass die digitalen Projekte nach Plan verlaufen, die digitalen KPIs erreicht werden und dass sie die richtigen Schritte für das Unternehmen sind. Wichtig ist, dass so ein Digital Expert Board ein oder zwei Führungskräfte hat, die im erweiterten Vorstand des Unternehmens sitzen oder sich zumindest mit dem Vorstand des Unternehmens beraten. So können sie wichtige digitale Fachkenntnisse in die Gremien einbringen, die dort oft fehlen, um Geschäftspläne mit soliden, integrierten digitalen Taktiken umzusetzen. Angesichts der rasanten Innovation und Skalierung in der digitalen Welt haben Führungskräfte selten die Zeit oder Kapazität, sich angemessen über digitale Innovationen und Trends zu informieren.

Über OMMAX – Building digital leaders
OMMAX ist eine schnell wachsende europäische Beratung, die sich auf digitale M&A-Transaktionen, Strategieberatung und nachhaltige digitale Wertschöpfung spezialisiert hat. In den letzten zehn Jahren hat OMMAX mehr als 200 M&A-Transaktionen mit einem Transaktionswert von über 15 Milliarden Euro und mehr als 800 internationale Wertschöpfungsprojekte in den Bereichen digitale Strategie, operative Exzellenz, Advanced Data Analytics, Tech und Automatisierung für führende Private-Equity-Firmen und mittelständische Unternehmen begleitet. Als Vorreiter für ganzheitliche datengetriebene Strategieberatung in Verbindung mit End-to-End-Umsetzung digitaler Lösungen ist OMMAX das führende Beratungsunternehmen für die europäischen Private Equity- und Mittelstandssektoren – sowohl für den Aufbau als auch auf die Umsetzung von digitalen Lösungen. www.ommax-digital.com

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