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Mega-Deals und Finanzinvestoren prägen Transport- und Logistik-M&A 2019

Gesamtvolumen steigt auf 143,3 Milliarden US-Dollar / Anzahl der Deals legt um 12 Prozent auf 254 zu / Aktivitäten in China brechen ein / Finanzinvestoren an 75 Prozent der Mega-Deals beteiligt / Vier von zehn Mega-Deals zielen auf Verkehrsinfrastruktur

Die Fusionen und Übernahmen in der globalen Transport- und Logistikbranche legten 2019 zu – trotz drohenden Abschwungs, Brexit-Wirrwarr und Handelsstreit zwischen den USA und China. Insgesamt wurden weltweit 254 Fusionen und Übernahmen in der Branche angekündigt. Das bedeutet ein Plus von 12 Prozent gegenüber 2018 sowie ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis im Fünfjahresvergleich. Das erste Halbjahr war mit 135 Mergers and Acquisitions stärker als die zweite Jahreshälfte, in der 119 Transaktionen bekannt gegeben wurden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zu den globalen Deal-Aktivitäten in der Transport- und Logistikindustrie.

Trend zu hohen Transaktionsvolumen
Der Gesamtwert der Mergers & Acquisitions stieg 2019 deutlich an: auf 143,3 Milliarden US-Dollar gegenüber 116,2 Milliarden im Vorjahr. Das ist vor allem auf die Zunahme bei den Mega-Deals zurückzuführen. Die Zahl der Transaktionen mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar ist im Jahr 2019 von 21 auf 29 geklettert. Das sind 30 Prozent mehr Mega-Deals als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, das Gesamtvolumen stieg ebenfalls deutlich auf 92 Milliarden US-Dollar (2018: 69 Milliarden).

„Im Vergleich zu anderen Branchen hat der Anteil der Deals mit Zielen in Transport und Logistik zugenommen. Daran hat der boomende Onlinehandel beträchtlichen Anteil. Die nach wie vor günstigen Finanzierungsbedingungen ermöglichen dabei auch große Übernahmen.“ – Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland

Infrastrukturziele immer begehrter
Investoren zielen vermehrt auf Verkehrsinfrastruktur: Im vergangenen Jahr wurden 67 Infrastruktur-Deals angekündigt (2018: 41). Zwölf der 29 Mega-Deals bezogen sich auf Ziele in diesem Bereich. Es folgt Logistics & Trucking mit acht Mega-Deals; mit einer Gesamtzahl von 94 Deals ab einer Größe von 50 Millionen US-Dollar bleibt dieser Subsektor der aktivste der Branche.

Ingo Bauer erklärt die steigende Beliebtheit von Infrastrukturzielen bei Investoren: „Es ist nach wie vor viel Geld im Markt. Gleichzeitig fehlen profitable Anlagemöglichkeiten. Wer eine sichere Rendite sucht, landet schnell beim Kauf von Infrastrukturzielen. In Zeiten wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit sind sie eine vergleichsweise sichere Investition.“

Finanzinvestoren auf dem Vormarsch
Ein Trend, der sich bereits 2018 abzeichnete, hat sich 2019 weiter verstärkt: Finanzinvestoren engagieren sich zunehmend bei Deals in der Transport- und Logistikbranche. Mit einem Anteil von 56 Prozent waren sie aktiver als strategische Investoren. Und insbesondere bei den Mega-Deals mischten die Private-Equity-Vertreter kräftig mit: Bei 22 der 29 Deals mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar waren sie beteiligt.

„Finanzinvestoren konzentrieren sich auf die großen Deals und nehmen dabei insbesondere Infrastrukturziele sowie Unternehmen aus dem Bereich Logistics & Trucking ins Visier.“ – Dr. André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Deutschland

Mehr Aktivität in Europa
67 Deals mit europäischer Beteiligung wurden angekündigt, fünf mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Mega-Deals lag bei acht, darunter die Übernahme von Panalpina durch DSV. Deutsche Unternehmen waren an sechs Transaktionen mit einem Volumen über 50 Millionen US-Dollar beteiligt, darunter ein Mega-Deal, bei dem ein Logistikimmobilien-Portfolio den Besitzer wechselte.

Chinesische Deals brechen ein
2019 war ein deutlicher Einbruch chinesischer M&A-Aktivitäten zu verzeichnen: War das Reich der Mitte 2018 noch an 36 Prozent aller Deals in der Branche beteiligt, waren es 2019 nur noch 23 Prozent. Als Hauptgrund für diesen Rückgang führt PwC-Experte Ingo Bauer den Handelsstreit mit den USA an, aber auch das gebremste Wirtschaftswachstum in China. Der Hauptteil der chinesischen Fusionen und Übernahmen betraf dabei lokale Transaktionen.

USA bleiben stabil
In den USA wirkte sich das Thema Handelsstreit weitaus weniger auf das Deals-Geschehen aus: Die Anzahl der angekündigten Fusionen und Übernahmen stieg auf 53 (2018: 41). Die Deal-Aktivitäten in den USA profitierten von der im Vergleich starken amerikanischen Wirtschaft, guten Finanzierungsbedingungen und Steuersenkungen. US-amerikanische Unternehmen waren an zehn Mega-Deals beteiligt. Darunter war auch der größte Branchen-Deal des Jahres: Die Investmentgesellschaft Blackstone kaufte für 18,7 Milliarden US-Dollar ein Immobilienportfolio, das sich auf „Urban Warehousing“ fokussiert.

Vorsichtiger Optimismus für 2020
Der Markt ist nach wie vor von hohen liquiden Mitteln und niedrigen Zinsen geprägt. Das ist eine gute Basis für eine positive Entwicklung des Deal-Geschehens. Die zunehmende Klarheit bezüglich eines Brexit-Termins am 31. Januar 2020 kann ebenfalls ein positives Signal sein. Für Unsicherheit sorgen jedoch der anhaltende Handelsstreit zwischen China und den USA, die gedämpften Prognosen für das Wirtschaftswachstum sowie die im November stattfinden Präsidentschaftswahlen in den USA.

„Vor diesem Hintergrund sind wir vorsichtig optimistisch. Zumindest für Europa gehen wir davon aus, dass sich die M&A-Aktivitäten in 2020 leicht positiv entwickeln.“ – Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland

(Quelle)

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